Herzlich willkommen in Ihrem frisch gedruckten Zuhause! Was nach Science-Fiction klingt, ist längst auf unseren Baustellen angekommen: Häuser aus dem 3D-Drucker. Und warum auch nicht, 3D-drucken lässt sich schließlich nicht nur mit Kunststoff oder Metall, sondern mit allen Materialien, die sich flüssig verarbeiten und zur Aushärtung in eine gewünschte Form bringen lassen, somit auch mit Beton. Und tatsächlich funktioniert der Hausdruck ähnlich bereits standardmäßigen Verfahren bei der Herstellung von Ersatzteilen, Spielzeug, künstlichen Hüftgelenken oder, ganz simpel gedacht, dem hobbymäßigen Objektdruck. Nur eben in viel größerem Maßstab.
Der mobile Drucker, der hier zum Einsatz kommt, verdient das Prädikat „Sie“ und ähnelt optisch dennoch dem 400 Euro Gerät in der heimischen Bastelwerkstatt. Unmittelbar über dem Fundament positioniert und entsprechend des Bauvorhabens konfektioniert, fährt ein Roboterarm mit Druckdüse über Schienen ein computergesteuertes Programm ab.
Eine andere Variante ist der Vordruck von z. B. Wandelementen im Betonwerk, die zur Montage auf die Baustelle geliefert werden. Sowohl beim Werksdruck als auch beim Direktdruck auf der Baustelle wird flüssiger Baustoff Schicht für Schicht genau dort aufgetragen, wo der digitale Bauplan es vorgibt. Der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt: Rund, eckig, konisch, vom futuristischen Kunstobjekt über das Tiny House bis hin zum traditionellen Baustil lässt sich praktisch alles programmieren, was das Bauherr-Herz begehrt. Schicht für Schicht entstehen auf diese Weise Außen- und Innenwände des Gebäudes, wobei Fenster- und Türdurchbrüche ausgespart werden. Das Massivhaus wird quasi am Stück innerhalb von wenigen Stunden hochgezogen, ohne dass auch nur ein einziger Ziegelstein verbaut wurde. Doch nicht nur Schnelligkeit spricht für den Hausdruck.
Da so gut wie keine Baustoffreste anfallen, gilt das Bauverfahren als äußerst materialsparend, ist somit ressourcenschonend und wirtschaftlich zugleich. Es resultieren neue Möglichkeiten für Menschen mit geringem Einkommen, doch nicht zuletzt in Krisenregionen, wo z. B. nach Naturkatastrophen oder Kriegsgeschehen schnell und günstig neuer, langfristiger Wohnraum geschaffen werden muss. Ein besonders zukunftsweisender Aspekt beim 3D-Hausdruck ist die Wiederverwendung von Recycling-Materialien wie Bauschutt, Altmetall und Kunststoffen.
Die Forschung an neuen Druckmaterialien bringt bereits heute vielversprechende Ergebnisse. Je nach Bedarf lässt sich flüssiger Baustoff mit hohen Recyclingbestandteilen sowie diversen Eigenschaften wie besonderer Stabilität, guter Dämmung oder Holzoptik „zusammenmischen“. Zwar befindet sich der 3D-Druck von Häusern noch in den Kinderschuhen, doch seine Nachhaltigkeit, die hohe Designfreiheit, Zeit- und Kostenersparnis sprechen dafür, dass er die Zukunft des Bauens sein könnte. Hier dürfte in den nächsten Jahren so einiges an Innovation stattfinden.